Hertha Pauli: Jugend nachher (Milena Verlag, gerade erschienen)
Inspiriert von Berichten über einen Münchner Mordprozess gegen eine übriggebliebene HJ-Bande, schrieb Hertha Pauli im amerikanischen Exil ihren Roman »Jugend nachher« und legte damit einen finalen Kommentar zum Umgang mit der NS-Vergangenheit vor.
Irene, die Hauptfigur, ist 15, hat das KZ überlebt und kommt zurück in die Stadt. Dort muss sie rasch feststellen, dass sich an Hass und Misstrauen seitens der Bevölkerung nichts geändert hat. Niemand will von ihrer Zeit im KZ wissen. Man betrauert den verlorenen Krieg, fühlt sich vom Führer betrogen.
In der Pension ihrer Tante, in der Irene als unbezahltes Hausmädchen unterkommt und mit dem ungehemmten Fortleben der NS-Ideologie konfrontiert wird, ist ihre Lager-Vergangenheit die eigentliche Schande, die es zu verbergen gilt. Ebenso naheliegend ist es, dass die kriminellen Umtriebe einer übrig gebliebenen HJ-Gruppe unter der Schlagzeile »Missbrauchte Pfadfinderideale« Platz finden. Es ist genau jene Gruppe, der Michael, ein Junge, mit dem Irene sich im amerikanischen Lazarett angefreundet hat, angehört – und auch der junge Toni, in den sich Irene nach einigen geheimen Treffen verliebt hat. Toni will aussteigen aus der verschwörerischen organisierten Gruppe, in der ein skrupelloser »Führer« ein autoritäres Kommando führt. Die beiden wollen fliehen.
