Aka Morchiladze: Der Filmvorführer (Weidle Verlag, ET August 2018)
Von einem Tag auf den anderen verschwindet Beso, der junge Chauffeur einer internationalen Organisation, aus Tiflis. Er lässt autobiographische Aufzeichnungen zurück, die vom Aufwachsen in einer kleinen westgeorgischen Stadt ab den 1970er Jahren erzählen. Und von der Freundschaft zum deutlich älteren Islam Sultanow, einem Fürsten, der bereits früh aus seinem Reich vertrieben wurde und nun in Besos Dorf ein isoliertes Dasein als Filmvorführer fristet. Beso ist der einzige, der den Kontakt zu dem Außenseiter sucht, und Islam hält fortan seine schützende Hand über den Jungen. Als Beso zum Militärdienst eingezogen wird, bewahrheiten sich die schlimmsten Befürchtungen: Er wird nach Afghanistan geschickt, in einen grausamen Krieg. Nur dank eines rätselhaften Zettels, den er von Islam bekommen hat, überlebt Beso. Zurück in seiner Heimatstadt, nimmt Beso eine bescheidene Anstellung im Heimatmuseum an, das von keinem Bewohner je besucht wird. Aber die Ruhe in Besos Arbeitsalltag trügt, die Umwälzungen im Zuge der Perestroika sind bereits im vollen Gange. Selbst in der Kleinstadt bildet sich eine Widerstandsgruppierung, die Beso um Unterstützung bittet. Ihm wird schnell klar, dass Politik nichts für ihn ist, und er versucht sich aus den Geschehnissen rauszuhalten. Dennoch gerät er unfreiwillig zwischen die Fronten – und erregt zugleich die Aufmerksamkeit der jungen Tamriko, in die er sich sofort verliebt. Doch Tamrikos Familie legt ihr Veto ein. Wieder hilft der Filmvorführer ... Eines Tages verschwindet Islam, der letzte Sohn des Khans von Kirbal. Und Beso wird es seinem alten Freund gleichtun ... Ist er ihm gar gefolgt?
Ein Roman, aus dem Georgischen übersetzt von Iunona Guruli, über eine ungleiche Freundschaft in chaotischen Zeiten und über ein Stück archaische Vergangenheit, das sich in dieser Welt behauptet.
Aka Morchiladze (1966 in Tiflis geboren) ist einer der meistgelesenen Autoren Georgiens. Er studierte Georgische Geschichte an der Staatlichen Universität Tiflis; anschließend lehrte er dort als Dozent. Außerdem arbeitete er viele Jahre als Journalist. Insgesamt veröffentlichte er zwanzig Romane und drei Sammlungen mit Kurzgeschichten. Seine Bücher wurden in Georgien zu Bestsellern und teilweise verfilmt. Aka Morchiladze wurde fünfmal mit dem wichtigen georgischen Literaturpreis SABA ausgezeichnet, zuletzt 2012. »Der Filmvorführer« stammt aus dem Jahr 2009. Aka Morchiladze wird auf der Frankfurter Buchmesse gemeinsam mit Nino Haratischwili die Eröffnungsrede zum Gastlandauftritt Georgiens halten.
