Frank Blohm (Hg.): Geh doch rüber! Revisited. Ein Ost-West-Lesebuch und seine Geschichte (Lukas Verlag; ET: 10.08.19)
Mit Texten von Jürgen Fuchs, Katja Lange-Müller, Bert Papenfuß, Peter Schneider, Helga Schubert u.v.a.
2019 feiert Deutschland den Fall der Mauer, doch das Verhältnis der Menschen auf beiden Seiten ihres damaligen Verlaufs ist auch nach 30 Jahren vorurteilsbehaftet und oft von Abwertungen geprägt.
1985, als noch niemand ahnt, dass am Ende des Jahrzehnts die Mauer fallen wird, möchte ein Psychologiestudent in Berlin-West der Entfremdung zwischen Ost- und Westdeutschen etwas entgegensetzen. Frank Blohm sucht hüben wie drüben potenzielle Autoren für eine Anthologie über »Ost-West-Begegnungen« auf. Ob Verwandten- oder Freundesbesuch, Polittrip oder touristische Reise – die eingereichten Beiträge zeigen, wie sehr alle Begegnungen von der Ost-West-Dichotomie geprägt sind. Unter dem Titel »Geh doch rüber!« erscheint eine Auswahl der Texte 1986 im Luchterhand-Verlag, herausgegeben von einem vorsichtshalber fiktiven »Per Ketman«.
Nach 1989 tritt zutage, wie sehr die Staatssicherheit das Taschenbuch als Bedrohung der DDR empfunden hatte: Sie kontrollierte und observierte Frank Blohm über Jahre hinweg auch in Westberlin und verbot ihm schließlich die Einreise.
»Geh doch rüber!« kann heute als spannendes Zeitdokument gelesen werden, das die mitunter absurden deutsch-deutschen Verhältnisse der 1980er Jahre widerspiegelt und zugleich die gegenwärtigen Verhältnisse erklären hilft. Die Neuauflage enthält daher die wichtigsten Beiträge der Originalausgabe – ergänzt um die Geschichte des Buches selbst sowie der Stasi-Verfolgung des Herausgebers. Und schließlich blicken viele der Autoren jetzt, gut drei Jahrzehnte später, noch einmal zurück: Wie war es damals – und was ist daraus geworden?
